A u s d e r S c h a c h – C h r o n i k
Unser Verein wurde im Herbst 1947 als „Sparte Schach des 1. FCB“ ins Leben gerufen. Mit der Führung der Sparte wurde Herr Stöckl beauftragt. Die ersten Spielabende, sie wurden jeden Dienstag in der Brauerei Wagner angesetzt, waren nicht stark besucht und ein planmäßiger Spielbetrieb wurde noch nicht gepflegt. Zumeist maßen 7 Spieler ihre Kräfte, die aber den Grundstock und die Gewähr für den Fortbestand der jungen Sparte bildeten. Als dann im Dez. 1947 die Spielabende auf Mittwoch zu Unterstöger ins Bahnhof-Hotel verlegt wurden, der selbst ein leidenschaftlicher Schachspieler war, wurde der Besuch zahlreicher.
Im April 1948 wurde dann erstmalig zur Stadtmeisterschaft aufgerufen, welche am 14.04.48 mit 18 Teilnehmern gestartet wurde und aus der Bruno Müller aus Pfraundorf als Sieger hervorging. Den 2. Platz belegte Josef Schmid ( Elektro-Gack) und den 3. Platz Dr. Kellermann. Die Siegerehrung dieses ersten Turniers, welches am 23.06.48 endete, wurde vom 1. Vorsitzenden des FC, Herrn Maurer, vorgenommen. Die Siegerurkunden wurden von den Kameraden Thiele und Stöckl gefertigt.
Müller war in den Vorkriegsjahren (1936/39) ein in Westdeutschland landesweit bekannter Schachspieler von Format, der als Spielleiter immer neue Anregungen und neues Wissen vermittelte und so die Spielstärke laufend steigerte. Die Figuren und Bretter mußten damals alle aus Privatbesitz gestellt werden. Die Paarungen waren noch wahllos zusammengestellt und auch das Mitschreiben der Partien war keine Pflicht. Aber gerade dies zeugt von dem guten Geist und dem Interesse, welches die Spieler beseelte, die nun jeden Mittwoch 20.00 Uhr und jeden Sonntag 10.00 Uhr im Bahnhof-Hotel die Klingen kreuzten.
In diese Zeit fällt auch der erste Freundschaftskampf mit dem Schachverein Riedenburg, welcher damals zu den spielstärksten Vereinen in der Oberpfalz zählte. Er behielt mit 12:6 die Oberhand. Um die Spielstärke zu steigern, wurde neben Müller auch von Herrn Reichert (Stadtmeister Dietfurt) Schachtheorie (Eröffnungslehre, Nachspielen von Partien, Kombinationsaufgaben etc.) vermittelt und somit auch das Mitschreiben der Partien zur Pflicht gemacht.
Die erste Vereinsmeisterschaft wurde am 01.08.48 mit 22 Spielern in 2 Gruppen gestartet, ein Zeichen dafür, daß das Schachspiel immer mehr Freunde gefunden hat.
Auch ein Simultanspiel im Aug.1948 bereicherte den Spielbetrieb, wobei Dietfurt´s Stadtmeister Reichert gegen 11 Spieler unserer A-Klasse und Spartenleiter Müller gegen 8 Spieler der B-Klasse antraten. Reichert konnte mit 7:4 Pkt. die Oberhand behalten und Müller siegte mit 8:0 Pkt..
Der erste Vergleichskampf gegen die Schachfreunde aus Berching, ausgetragen im Gasthof zur Post in Berching, am 25.09.48 konnte mit 14:5 Pkt. gewonnen werden, ebenso ein Vergleichskampf am 09.10.48 in Kipfenberg mit 9 ½ : 3 ½ Pkt..
So entwickelte sich allmählich ein reger Spielbetrieb innerhalb des Vereins, aber auch mit den Schachvereinen der Umgebung. Der Mitgliederstand wuchs bis Ende 1948 auf 28 Mitglieder. Die Jahreshauptversammlung im Jan. 1949 bestimmte Bruno Müller zum Sparten- und Spielleiter.
Zur Stadt- u. Jugendmeisterschaft 1949 haben sich 50 Schachfreunde gemeldet (38 für die Stadtmeisterschaft und 12 für die Jugendmeisterschaft). Stadtmeister wurde Reichert, Sieger im Jugendturnier wurde Beck.
Die Sparte Schach hat sich in kurzer Zeit einen guten Namen im Umkreis erworben, so daß es nicht ausblieb, daß in diversen Vergleichskämpfen gegen Kipfenberg, Eichstätt, Neumarkt, Riedenburg und Greding – mit mehr oder minder guten Erfolgen – die Kräfte gemessen und Erfahrungen gesammelt wurden.
1951 wurde die Spartenführung von Hermann Hainzl übernommen und als Spielleiter fungierte künftig Fritz Leuschner, nachdem uns Bruno Müller (Wegzug nach Ingolstadt) verlassen hat.
Ab 1952 beteiligte sich die Sparte Schach an den Verbandskämpfen der Gruppe Süd-Ost des mittelfränk. Schachverbandes. Regelmäßig wurden die Stadtmeisterschaft, Vereinsmeisterschaft, ein Pokaltunier und ein Blitztunier ausgetragen.
Im Febr. 1952 vollzog sich ein Wechsel des Spiellokales vom Bahnhof-Hotel zum Gasthof Goldener Hahn (Brauerei Schattenhofer).
Die erste Großveranstaltung fand am 22.08.53 im Wagner-Saal statt, wobei der dreimalige Deutschlandmeister Wolfgang Unzicker an 50 Brettern zum Simultanspiel gegen 50 Spieler aus Altdorf, Altmannstein, Beilngries, Dietfurt, Eichstätt, Greding, Hemau, Parsberg und Saal antrat. Er behielt überlegen mit 47½ : 2½ Pkt. die Oberhand. Die Veranstaltung fand im Rahmen der 900-Jahr-Feier der Stadt Beilngries statt.
Bei der Jahreshauptversammlung des FC Beilngries wurde unserem Spartenleiter Hermann Hainzl die silberne Vereinsnadel verliehen, als treusorgender und opferbereiter Vater der Schachhilfe.
Stets wurde an den Verbandkämpfen mit durchaus zufriedenstellenden Erfolgen teilgenommen.
Im beiderseitigen und guten Einvernehmen erfolgte im Jan. 1957 die Herauslösung der Sparte Schach aus dem 1. FCB. Der Spielbetrieb wurde ohne Unterbrechung nun im eigenständigen Verein unter der Bezeichnung „Schachclub 1947 Beilngries“ weitergeführt. 1. Vorsitzender war Hermann Hainzl, Spielleiter Fritz Leuschner, Schriftführer Wilmar Rauschner und Kassier Konrad Stempfle. Zu diesem Zeitpunkt waren 49 Mitglieder eingetragen.
Bei der Bezirks-Jugendmeisterschaft für Mittelfranken Süd-Ost in Neumarkt am 23./24.02.57 errang unser Jugendspieler Siegfried Schmidt ohne Punkteverlust den 1. Platz. Sein Können konnte er erneut unter Beweis stellen bei der Bayrischen Jugendmeisterschaft, die im Rahmen des Bayer. Schachkongreßes (19./28.07.57) in Fürth ausgetragen wurde. Bei 12 Teilnehmern aus ganz Bayern erreichte er den beachtlichen 5. Platz mit 5½ Pkt. und sicherte sich (da er 50% der möglichen Punkte erreichte) den Titel eines bayer. Jugendmeisters. 1958 wurde Siegfried Schmidt mittelfränk. Pokalmeister.
1959 wechselte Beilngries vom Bezirk Mittelfranken zum Bezirk Oberpfalz.
Anläßlich des 25-jährigen Bestehens des Schachclub Beilngries fand als eindrucksvolle Großveranstaltung ein Simultangastspiel des Deutschen Großmeisters Wolfgang Unzicker aus München statt. An 63 Brettern versammelten sich im Anlagesaal der Brauerei Prinstner Schachspieler aus Altmannstein, Beilngries, Dietfurt, Ingolstadt, Iphofen, Kehlheim, Mühlhausen, Neumarkt, Neustadt, Regensburg, und Schwandorf. Vorstand Fritz Leuschner begrüßte neben dem Großmeister die Ehrengäste Landrat Fritz Pröll, Bürgermeister Walthierer u. Bergmann, den Bezirksvorsitzenden des Schachverbandes Oberpfalz Gräf aus Regensburg und die vielen Gäste aus nah und fern. Bei dieser Gelegenheit wurde Fritz Leuschner die silberne Ehrennadel des Verbandes verliehen. Das Spielgeschehen wurde gegen 16.30 Uhr eröffnet und dauerte bis nach 1 Uhr nachts, also über 9 Stunden. In 49 Spielen blieb Unzicker Sieger, 14 wurden remis gegeben. Verloren hat der Großmeister keine einzige Partie. Aus Anlaß des 25-jährigen Vereinsjubiläums fand am 12.11.72 auch noch die Mannschaft und Einzel Kreisblitzmeisterschaft in Beilngries statt.